Donnerstag, 22. Juli 2010

21. - 22.7. Nachttörn Kuressaare Insel Saaremaa in Estland nach: Ventspils in Lettland









Die Bilder zeigen von oben nach unten:

(Chronologisch sind die Bilder umgekehrt zu betrachten.)


1. Ankunft in Lettland am Kap Ovisi nach Querung der Irbenstraße.

2. Der schlaue Passagier, Segeln, gesegelt werden, ist besser als fliegen !

3. Wieder ein berauschender Sonnenuntergang...

4. Der Leuchtturm am Kap Sörve, Goodbye Estland, Goodbye große Insel Saaremaa!

5. Der letzte Blick auf Kuressaare, früher Arensburg, mit der alten Bischofsburg und dem vielseitigen Museum.

6. Eine alte Karte, aus dem Museum der Burg, zeigt die gerade Richtung unseres Rückwegs ab Kuressaare...
Ca. 1400 km Luftlinie bis Rönne/Bornhom/Dänemark, wir haben es noch weiter, 1475 km Luftlinie bis Berlin.

7. Estnische Trachten im Burgmuseum


Zu Bild 6.:

Von Kuressaare starteten die Sowjets 1941 die ersten Bomber, um mit 36000 kg Sprengstoff Berlin zu bombardieren.
Die Geschichte Estlands und der Insel Saaremaa auch in der Neuzeit ab 1918 bis nach 1945 ist interessant im Museum dargestellt.
Wechselvoll.
Entsprechend dem Ribbentrop-Molotov Pakt bekamen erst die Sowjets Estland, Estlands Unabhängigkeit war erstmal für etliche Jahrzehnte vorbei.
Aus wikipedia: "Mit einem geheimen Zusatzprotokoll wurden die Interessensphären in Ostmitteleuropa abgegrenzt: Finnland, Estland, Lettland sowie Polen östlich von Narew, Weichsel und San fielen in das sowjetische Interessengebiet."
1941 eroberten die Deutschen Estland und Ösel von den Sowjets, mit Unterstützung der estnischen einheimischen Bevölkerung.
Am 8. Oktober 1944 ereignete sich die erbitterste Schlacht in Estland zwischen den verteidigenden und rückziehenden Deutschen und nachrückenden Russen am Kap Sörve.
Saaremaa verlor danach 30% seiner Bevölkerung, u.a. nach Sibirien.
Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Saaremaa#Geschichte





Zurück aus der Zeitreise live in die Gegenwart:

Am Mittwoch Nachmittag drehte wie vorhergesagt der Wind südöstlicher, so daß es möglich sein mußte, nach SSW (Südsüdwest) segeln zu können, zumindest bis Möntu/Estland an der Südwestecke Saaremaas für den Sprung über die Irbenstraße nach Lettland oder direkt den doppelten Weg nach Lettland, Ventspils.

Um 15 Uhr MESZ, also 16 Uhr Ortszeit legten wir in Kuressaare / Estland ab und setzten Segel direkt nach der Hafenausfahrt. Mit einem Anlieger, anfangs sogar leicht geschrickten Schoten, später dichten Schoten um auch Reservehöhe herauszusegeln, zur Querung der Irbenstraße dann auch nötig!, segelten wir flott bei mäßigem bis frischem Wind, leicht böig.
Gegen Abend ließ der Wind nach, von der Fock wurde auf die Genua gewechselt.

Der Wetterbericht als englischer Text (RTTY auf 4583 kHz) vom Deutschen Wetterdienst über Kurzwelle in lustigen Pieptönen empfangen, dekodiert vom Laptop/PC zum lesbaren Text, sagt auch für die Nacht Südost voraus, für den Tag dann schlechte Windrichtungen, über Süd bis Südwest drehende Winde.
Das Wetter-/Zeit-/Windfenster wird bis in den frühen Morgen bis Lettland/Ventspils so gerade reichen...
Vollgas mit der großen Genua !

Mit der Genua I dicht gezogen ging es dann über die viel befahrene Irbenstraße in der immer noch kurzen dunklen Nacht.
Die Irbenstraße ist der Zugang zur Rigabucht (Gulf of Riga).
Der Mond hat nun wieder zugenommen, leuchtet aber nur knapp überm Horizont, um dann bald unterzugehen. Tiefrot !
Eine Libelle hatte sich anfangs auf der Genuaschot niedergelassen und wollte eine kostenlose Überfahrt von Estland nach Lettland!
Nach einiger Zeit ist sie umgezogen von der sich bewegenden Schot auf ein in den Mast führendes Stromkabel.

In der Nacht frischt der Wind in der Irbenstraße sogar wieder etwas auf, bleibt aber in der Südostrichtung gut und ist gerade so stark, daß die Genua I voll, manchmal mehr als genug, zieht und stehen bleiben kann bis Ventspils.
Die Höhe reicht so eben, wir kreuzen die letzten 2-3 Meilen mit 3 Wenden gegen den Südost zur Hafeneinfahrt zum letzten Tonnenpaar sogar auf, weil auf dem langen Anlieger letztlich 1-2° Höhe fehlten.
Leinen fest in Ventspils um 8:30 Uhr MESZ, also 9:30 Ortszeit neben einer langen schnellen Holzyacht "Nika" aus St. Petersburg/Rußland, welche an dem Baltic-Cup teilgenommen hat.

62 Seemeilen, ca. 114 km, direkter Weg, sind geschafft.

Weiteren Weg heute tagsüber nach Süden zu segeln geht nicht mehr, bereits Ventspils (früher Windau) lag nur noch knapp an, Liepaja (Liebau), weitere 60 Seemeilen (ca. 110 km) entfernt, unmöglich zu erreichen, da der Wind im Laufe des Tages genau auf Süd und Südwest drehen soll.

Ab morgen früh soll der Wind weiter gedreht sein auf wieder segelbare Richtung, mit nördlichen Winden. So ist die Zeit vermutlich heute kurz in Ventspils, da es ab morgen früh dann einen weiteren langen Segelschlag geben wird, so denn die Meteorologen den Zeitpunkt, Richtung und Stärke jetzt schon richtig wissen konnten...

Dies war live nach der Ankunft in Ventspils aus Lettland.
Weiterhin Sonne pur, das Barometer ist jedoch von gestern auf heute von 1023 über 1019 auf jetzt 1013 gefallen und zeigt die baldige Wetteränderung an.
Der Wind wird drehen, aber auch u.U. stärker werden, jetzt schon im Hafen zu hören...

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